Born of Blood and Ash knüpft direkt an die dramatischen Ereignisse des Vorgängerbandes an. Der finale Kampf rückt näher, die Liebe steht auf dem Prüfstand, und die Zukunft zweier Welten hängt am seidenen Faden. Was wie ein dramatischer Höhepunkt klingt, entpuppt sich jedoch leider als ein erzählerisch schwacher Mittelteil auf dem Weg zum eigentlichen Finale.
Das Worldbuilding bleibt beeindruckend – komplex, mythologisch aufgeladen und voller Querverweise zum „Blood and Ash“-Universum. Die Verbindung zwischen den beiden Reihen ist spürbar und die eingeführten Konzepte, wie Primalwesen, Prophezeiungen und Draken, bieten eine faszinierende Kulisse. Allerdings verliert sich die Autorin immer wieder in endlosen Erklärungen, neuen Informationen und langen Infodumps – und das im vierten Band einer Reihe. Statt Klarheit zu schaffen, wirkt vieles überladen und unnötig kompliziert. Besonders im ersten Drittel zieht sich die Geschichte extrem, da die Handlung durch viele banale Dialoge und ausschweifende innere Monologe ausgebremst wird. Die romantischen Szenen, oft ein Highlight in Armentrouts Büchern, wirken stellenweise fehlplatziert oder zu dominant – vor allem in Momenten, in denen eigentlich existenzielle Themen im Vordergrund stehen sollten.
Sera und Nyktos bleiben das emotionale Zentrum der Geschichte. Ihre Verbindung ist stark und glaubhaft, aber ihre Dynamik leidet unter der schieren Menge an Szenen, in denen sie sich entweder anschmachten oder streiten, statt die Handlung voranzutreiben. Besonders Sera wird in diesem Band auf ihre Traumata reduziert, die zwar nachvollziehbar sind, aber so häufig thematisiert werden, dass sie an Wirkung verlieren. Ihre Entwicklung wirkt dadurch stagnierend, zumal viele ihrer Reaktionen repetitiv und widersprüchlich erscheinen. Nyktos bleibt charmant, loyal und stark, wirkt aber wie ein Nebencharakter in seiner eigenen Geschichte. Die Nebenfiguren wie Reaver, Jadis und Nektas bringen zwar emotionale Wärme in die Handlung, können die zähen Passagen aber nicht vollständig auffangen.
Die zentrale Handlung – der Kampf gegen Kolis – tritt über weite Strecken auf der Stelle. Trotz der Bedrohung durch den falschen König passiert im ersten Teil des Buches erstaunlich wenig. Die Figuren sprechen viel über Pläne, aber handeln kaum. Erst in den letzten Zügen nimmt die Geschichte Fahrt auf und bietet endlich Spannung, Enthüllungen und echte Konsequenzen. Frustrierend ist auch, dass viele offene Fragen nicht beantwortet werden.
Abschliessend ist Born of Blood and Ash kein schlechtes Buch – aber es ist ein enttäuschender Band in einer ansonsten vielversprechenden Reihe. Der langsame Einstieg, die überladenen Dialoge und das fehlende Vorankommen der Handlung dämpfen das Lesevergnügen. Zwar gibt es emotionale Momente, spannende Entwicklungen im letzten Drittel und liebenswerte Nebenfiguren, doch insgesamt wirkt der Roman wie ein unnötiger Füllband. Die Geschichte von Sera und Nyktos hat Potenzial, und Fans der Welt werden sicher dennoch weiterlesen. Für alle anderen bleibt ein zwiespältiger Eindruck: zu viel Gerede, zu wenig Handlung, zu spät Spannung.
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