Mittwoch, 17. Juni 2020

Promised


Rezension zu Promised

Autor/in: Kiera Cass
Verlag: Sauerländer
Seitenzahl: 367
Erscheinungsdatum: 7. Mai 2020
Zeitraum: 08.06.2020 - 14.06.2020
Bewertung: 1.5 Sterne
Band der Reihe: 1/2

Inhalt:
Hollis hat alles, was sie jemals wollte. Der König vergöttert sie und möchte sie heiraten, Hollis wird also schon bald Königin sein. Die mächtigste und reichste Frau des Kontinents. Doch mit der Ankunft eines mysteriösen Fremden verändert sich ihre ganze Welt. Nach einem heimlichen Kuss toben viele verwirrende Gefühle in ihr, wobei sie währenddessen immer ihr Lächeln aufrechterhalten muss.

Meine Meinung zum Buch (spoilerfrei):

Bei diesem Buch bin ich schon mit etwas geringeren Erwartungen gestartet. Aus anderen Meinungen von Bloggern habe ich schon erfahren, dass das Buch nicht mit Selection der gleichen Autorin mithalten kann. Dementsprechend habe ich eine schöne, süsse aber nicht geniale Geschichte erwartet. Was ich aber bekommen habe, war sehr, sehr enttäuschend. Einen solchen Flop hatte ich schon lange nicht mehr. Es gibt leider kaum etwas, was ich an diesem Buch mochte, was ich unglaublich schade finde.

Der Anfang der Geschichte ist sehr plötzlich und man wird direkt mitten in die Geschichte geworfen. Prinzipiell ist das ja nichts schlechtes, doch hatte ich bei Promised das Gefühl, dass die ganzen Hintergründe gar nicht erklärt wurden. Hollis und ihre Eltern befinden sich nämlich gemeinsam mit ganz vielen anderen Leuten am Königshof. Bis jetzt weiss ich aber noch immer nicht, warum sie überhaupt da waren. Auch umwerben viele Mädchen den König Jameson, wobei ich auch nicht wusste, unter welchen Umständen die denn alle bei ihm sind. War es ein offizieller Aufruf und Jameson möchte eine Frau finden? Oder ist es ganz zufällig, dass er schlussendlich Hollis auswählt?
Ich habe einfach nicht verstanden, warum Hollis momentan im Palast wohnt. Mir wurden da viel zu wenig erklärt, sodass ich es nachvollziehen hätte können.

Die Hauptperson Hollis ist ein junges, verwöhntes Mädchen. Für mich hatte diese Person keinerlei Tiefgang und ich konnte mich viel zu wenig in sie versetzen und ihre Handlungen nachvollziehen. Für mich hat sie leider nicht erwachsen gewirkt, sondern eher wie ein kleines Kind. Sie war sehr fokussiert auf Reichtum und die Krone, hat zwischenmenschliche Beziehungen vernachlässigt und oft einfach dumm gehandelt. Sie war leide überhaupt keine Sympathieträgerin. Im Umgang mit anderen Menschen wirkte sie sehr unbeholfen und unsicher. Sie hat nicht bemerkt, dass sie verletzend wurde und hat für mich als Leser dadurch einen negativen und arroganten Eindruck hinterlassen. Sie selber hat manchmal Dinge gesagt und gedacht, die ich auf keinen Fall nachvollziehen konnte. Beispielsweise hat sie sich mal bezeichnet als "schön aber nicht besonders schlau". Bei solchen Aussagen konnte ich mir nur an den Kopf greifen. Ich habe Hollis nicht grundsätzlich gehasst. Ich konnte mich einfach nicht für sie erwärmen, da Kiera Cass leider eine grosse Distanz zwischen Leser und Protagonistin geschaffen hat.

Von den Nebencharakteren war mir leider kaum einer sympathisch. Es gab eine riesige Distanz zwischen Personen und Leser, die emotional nicht überbrückt werden konnte. Ich konnte mich nicht in diese einfühlen. Für mich hatten sie alle viel zu wenig Tiefe und wirkten sehr oberflächlich. Auch der ganze Umgang am Königshof war unangenehm gekünstelt.

Jameson, der König, der Hollis heiraten möchte, war noch ganz nett. Er hat sich in Hollis verliebt und mag ihre nette und süsse Art. Er selber war immer fair und respektvoll gegenüber Hollis und wollte ihr alles geben, was sie möchte. Irgendwann kam aber der Punkt, an dem ich das Gefühl hatte, dass die Autorin jetzt unbedingt und gezwungenermassen die Gefühle des Lesers beeinflussen und ändern wollte. Als da der mysteriöse Fremde aufgetaucht ist, mussten die Sympathien des Lesers natürlich von Jameson auf ihn übergehen. Und plötzlich hat Jameson Dinge gesagt, die gemein und unverständlich waren. Dieser Wechsel war so plötzlich, dass es für mich sehr gestellt gewirkt hat.

Hollis beste Freundin Deliah Grace (schon dieser ständige Doppelname hat mich genervt) war sehr merkwürdig. Im ersten Moment wirkte sie wie eine gute Freundin für Hollis. Relativ schnell habe ich dann aber bemerkt, dass sie immer im Schatten ihrer besten Freundin steht und wahnsinnig eifersüchtig auf sie ist. Als sich die Ereignisse überschlagen haben, zeigte sich auch ihr wahres Wesen - ihre Falschheit, die ich schon vorausgesehen hatte. Sobald Hollis weg vom Fenster war, hat Deliah Grace ihre Chance gepackt, sie fallen gelassen und sich sofort das geschnappt, was ihrer Meinung nach schon immer für sie bestimmt war.

Hollis Eltern waren fast die schlimmsten. Ständig haben sie Hollis kritisiert und fertig gemacht, an ihr herumgenörgelt und ihr ein schlechtes Gefühl gegeben. Auch in dieser Beziehung fehlten mir aber die Hintergründe, warum das so ist und wie es in Hollis Kindheit war.

Die einzigen Personen, die ich mochte, ware die Familie Eastoffe, die man mit der Zeit kennengelernt hat. Diese Familie war mir wirklich sympathisch - am meisten davon Scarlet und Lady Eastoffe. Endlich Personen, die kritisch waren und kluge Entscheidungen treffen konnten. Endlich Personen, die sich nicht vom schönen Schein des Hofes blenden liessen.

Die Liebesgeschichte war einfach unglaublich schlecht umgesetzt. Ich habe absolut nicht verstanden, woher diese Gefühle kamen. Es war - wie schon die ganze Geschichte - oberflächlich. Nach einem Kuss hat Hollis schon von der grossen Liebe gesprochen. Ich konnte wiederum nur den Kopf schütteln, weil ich es nicht verstanden habe. Für mich braucht eine realistische Liebesgeschichte Zeit, Emotionen und Gespräche. Die beiden haben sich aber gar nicht gekannt und ständig schon von Liebe gesprochen. Ich habe nie mitbekommen, dass sie sich mal ordentlich kennengelernt haben. So können sich doch keine Gefühle entwickeln! Es war so flach und mir einfach komplett egal, was jetzt mit Hollis und ihrem Partner passiert.

Es wurden in diesem Buch so oft spontane, impulsive und komplett unlogische Entscheidungen getroffen. Auch kamen Probleme auf, die sich doch so schnell erledigen hätten können und andersrum grosse Probleme fast totgeschwiegen. Das Konzept war gar nicht ausgereift oder gut überdacht. Mich hat Kiera Cass sehr, sehr enttäuscht. Ich sehe gar nichts von der grossartigen Autorin in diesem Buch. Für mich war dies in keinster Weise mit Selection zu vergleichen. Der Schreibstil war so oberflächlich und emotionslos, dass mich auch die schockierenden Ereignisse am Ende komplett kalt gelassen haben. Ich konnte nicht mit den Personen mitfühlen, vieles nicht nachvollziehen und Spannung habe ich auch keine gesehen. Das Buch war allerdings auch nicht ganz so schlecht, dass ich es abbrechen wollte. Ich bin immer ganz gut durchgekommen, weil es sehr leicht zu lesen war.

Zu den Ereignissen am Ende des Buches kann ich erst im Spoilerteil etwas sagen. Ich fand es aber sehr merkwürdig und bin noch immer verwirrt davon.

Abschliessend bekommt das Buch wahnsinnig enttäuschende ⭐️.5 Sterne. Der Schreibstil war nicht von der Kiera Cass, die ich von Selection und Siren kannte. Mit flachen Protagonisten und Handlungen, unlogischen Szenen und Reaktionen und keiner grossen Spannung war das wohl leider einer der grössten Flops.

!Achtung, ab hier kommen Spoiler!

Dass sich Hollis in Silas verlieben wird, war schon in dem Augenblick klar, als er in den Thronsaal getreten ist. Nach dem Kuss die impulsive Entscheidung zu treffen, mit ihm abzuhauen, war aber sehr unlogisch für mich. Wie oben schon erwähnt, kannte sie ihn doch gar nicht! Dass sie da auch Jameson so einfach gehen liess, war ehrenhaft und dennoch etwas überraschend. In Deliah Grace Brief wurde dann schnell klar, dass der König wohl nicht allzu traurig darüber war. Allgemein hat Deliah Grace Hollis merkwürdige Verwürfe schon zuvor gemacht. Dass sie ihr quasi den König weggeschnappt hat und ihn doch Deliah Grace verdient hätte, konnte ich nicht verstehen. Direkt nach Hollis Verschwinden dann aber mit dem König zusammenzukommen, macht sie für mich zu keiner guten Freundin.

Die Nebengeschichte mit dem König des anderen Landes und ihrer Freundschaft mit der Königin mochte ich auch ganz gerne. Die Königin war mir auch wahnsinnig sympathisch mit ihrer liebevollen und freundlichen Art.

Die Hochzeit von Hollis und Silas war wahnsinnig schockierend. Erstmals habe ich nicht verstanden, warum Hollis Eltern dennoch zu der Hochzeit kamen. Sie waren dagegen, haben ihre Tochter verstossen und sind dann trotzdem ohne gute Erklärung gekommen. Der Angriff dieser schwarzen Ritter habe ich nicht erwartet und war schockiert von den Ereignissen. Als Silas wirklich tot war, konnte ich es nicht fassen! Ich dachte bis zum Ende, dass er doch noch entkommen konnte. Und dennoch war es so, dass es mir weder leid getan hat, noch bin ich traurig geworden. Das zeugt von den absolut fehlenden Gefühlen gegenüber den Personen. Normalerweise hätte ich so manch eine Träne vergossen. Dass Scarlet entkommen konnte bzw verschont wurde fand ich dann schon wieder sehr unrealistisch. Ich meine warum werden alle Gäste getötet, ausser gerade die Tochter dieser Familie, die hauptsächlich ausgelöscht werden sollte? Ihr Entkommen war zwar schön, für mich aber wieder sehr merkwürdig begründet.
Auch die Trauer von Lady Eastoffe, Scarlet, der Tochter und Hollis war sehr kurz, die Entscheidung danach, wieder zurück in die Heimat gehen und sich dem König, der diesen Befehl gegeben hat, zu unterwerfen, absurd. Warum machen die das?! So begeben sie sich automatisch wieder in die Gefahrenzone. Hollis möchte da natürlich auch folgen, da sie jetzt offiziell zur Familie gehört.
Leider, leider nicht überzeugend...

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