Während Elias und Laia sich auf den gefährlichen Weg nach Kauf machen, um Laias Bruder Darin zu befreien, entfaltet sich eine Welt, die einem den Atem raubt. Staubige Wüsten, kalte Zellen, brutale Masken und dunkle Magie – alles wirkt so lebendig, dass man meint, selbst durch enge Gassen zu schleichen oder den Wind der Freiheit auf der Haut zu spüren. Die Autorin schafft es, mit wenigen Worten eine bedrückende, aber dennoch fesselnde Atmosphäre zu erzeugen, die einen nicht loslässt.
Einer der größten Stärken dieses Bands ist ganz klar die Figurenzeichnung. Elias, innerlich zerrissen zwischen seiner brutalen Vergangenheit und dem Wunsch nach Gerechtigkeit, ringt nicht nur mit äußeren Feinden, sondern auch mit dem Tod selbst. Er ist sanft, aber tödlich, und seine Entwicklung macht sprachlos. Laia dagegen schwankt in diesem Teil stark. Während ihr Mut und ihre Zielstrebigkeit nie ganz verschwinden, wirkt sie stellenweise passiv und überfordert – sie gibt zu oft Verantwortung ab und bleibt hinter ihrem Potenzial zurück. Man hofft, dass sie ihren inneren Funken noch vollständig entfacht. Dennoch ist ihr Kampf nachvollziehbar, ihre Ängste sind real. Und dann ist da Helena. Ihr innerer Konflikt, ihr Schmerz, ihre Loyalität gegenüber einem Imperium, das sie zerfrisst – sie ist die tragischste Figur des Buches. Als Blutgreif steht sie im Dienst eines grausamen Imperators, gezwungen, ihren einst besten Freund zu jagen. Ihre Kapitel sind voller Spannung, Moral und Verzweiflung. Für viele (zu Recht!) der neue Lieblingscharakter.
Dieses Buch ist kein Märchen. Jede Entscheidung hat Konsequenzen, oft tragische. Elias und Laia verlieren mehr, als sie gewinnen. Immer wieder scheint ein kleiner Lichtschein aufzuleuchten – nur um im nächsten Moment wieder ausgelöscht zu werden. Das macht die Geschichte emotional intensiv. Man leidet mit, hofft mit, zittert mit – und wird von Sabaa Tahir immer wieder gebrochen. Und trotzdem blättert man atemlos weiter.
Neue Figuren wie die wilde Afya oder der tapfere Tas bringen frischen Wind, bereichern die Geschichte und lassen Elias und Laia wachsen – oder scheitern. Es ist ein Buch über Mut, Schmerz, Hoffnung – und die Frage, wie viel man bereit ist zu opfern, um das Richtige zu tun.
Insgesamt ist es ein emotionaler Sturm. Brutal, poetisch, herzzerreißend. Sabaa Tahir zeigt, dass Hoffnung selbst im tiefsten Dunkel brennen kann, auch wenn sie dabei alles verzehrt, was einem lieb ist. Nicht perfekt – aber so intensiv, dass man danach eine Pause braucht.
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