Mittwoch, 12. April 2023

The sun is also a star

Autor/in: Nicola Yoon
Verlag: Oetinger TB
Seitenzahl: 400
Erscheinungsdatum: 15.04.2019
Zeitraum:
Bewertung: 4 Sterne
Band der Reihe: 1/1

Inhalt:
Wie viele Zufälle müssen zusammenkommen, damit sich die Wege zweier Menschen kreuzen? Als Daniel an einer Ampel in New York auf Natasha trifft, verliebt er sich sofort in das jamaikanische Mädchen. Einen ganzen, einzigen Tag lang reden die beiden über das Leben, ihren Platz darin und die Frage: Ist das zwischen ihnen Liebe? Doch das Schicksal kommt ihnen in die Quere: Natasha soll noch am selben Abend abgeschoben werden.

Meine Meinung zum Buch (spoilerfrei):

The sun is also a star ist ein sehr besonderes Buch, das mich in manchen Aspekten sehr überrascht hat. Trotz des reduzierten Handlungszeitraumes konnte es viel Tiefe Erzeugen und Gefühle in mir auslösen. Ich mochte die Protagonisten und fand das Thema spannend umgesetzt.

Zeit und Raum ist extrem eingeschränkt. Das Buch spielt sich, grösstenteils, an einem einzigen Tag ab. Was so gesehen unmöglich erscheint, denn wie kann eine packende Liebesgeschichte über einen einzigen Tag aufgebaut werden? Doch tatsächlich hat es die Autorin geschafft, mich damit zu packen. Sie nimmt uns immer wieder in Reisen in die Vergangenheit mit, beleuchtet nebenbei andere Protagonisten und Geschichten, die für den Werdegang der Protagonisten eine grosse Rolle spielen. Besonders diese eingeschobenen Geschichten haben für mich für viel Spannung gesorgt. Denn trotz allem fand ich die Liebesgeschichte ein wenig übertrieben, weil es mir einfach schwer fiel, an diese intensive Verbindung, die die beiden von Anfang an gehabt haben, zu glauben. Auch sprachen sie viel zu schnell von so grossen Gefühlen. Auch die Ortswahl ist eingeschränkt. Natasha und Daniel bewegen sich den ganzen Tag innerhalb von New York, zeigen uns dabei ihre liebsten Orte und führen uns durch diese lebendige Stadt. Als Setting hat dies perfekt funktioniert und viele verschiedene Facetten gezeigt. 

Der Aufbau war ebenfalls unkonventionell. Anfangs fand ich es störend, dass die Kapitel so kurz waren. Es hat mich immer wieder aus dem Lesefluss gerissen, wenn nach einer oder zwei Seiten schon wieder die Perspektive gewechselt hat. Gerade für eher unwichtige Passagen, in denen die beiden die Stadt entdeckt haben, fand ich es aber wieder förderlich. Ich fand den Schreibstil sehr angenehm, musste manches aber doppelt lesen, um es wirklich zu verstehen. Er liess sich flüssig und leicht lesen, hat mich immer wieder in neue Situationen befördert, die auch ganz anders beschrieben wurden. Insgesamt hat sich die Autorin besonders in den Nebengeschichten aber zurückgehalten und stark eingeschränkt. 

Die Protagonisten waren mir sehr sympathisch, sie waren authentisch und man konnte ihr Handeln gut nachvollziehen. Mehr als die Hauptprotagonisten haben mich aber fast die Nebenfiguren interessiert. So fand ich die Geschichte von Samuel Kingsley ganz besonders faszinierend. Der Vater von Natasha hatte kein einfaches Leben und gab viel für seine Familie auf. Es war eine spezielle Mischung aus Verständnis und Unverständnis, das ich ihm entgegengebracht habe. Man konnte durchaus nachvollziehen, warum er so gehandelt hat und schüttelte dennoch den Kopf, als er alles ruinierte. Diese Mischung steht aber genau aus diesem Grund für die Authentizität der Protagonisten. Auch in Daniels Familie gab es einige spannende Episoden und Familienmitglieder, über die ich unbedingt mehr erfahren wollte.

Nun aber zu Natasha. Sie ist keine typische Jugendliche, auch wenn sie auf den ersten Blick ganz normal wirkt. Sie hat mit Problemen zu kämpfen, die sie stark belasten und die sie nicht mehr ruhen lassen. Ihre drohende Ausschaffung möchte sie unbedingt verhindern und tut alles, um es auch an diesem letzten Tag noch zu versuchen. Sie ist mutig, impulsiv und setzt sich für ihre Sache ein. Als einzige ihrer Familie hat sie nicht aufgegeben, ihre Sachen noch nicht gepackt und war noch nicht bereit, ihr Land zu verlassen. Ihre Jamaikanische Herkunft ist für sie fremd, sie fühlt sich Amerikanisch und möchte auch unbedingt in dem Land bleiben, in dem sie schon seit über zehn Jahren lebt. Sie liebt ihre Musik, ihre Kopfhörer sind ihr ständiger Begleiter. Sie ist auch ein sehr schlaues Mädchen, das Fakten und Wissenschaft liebt. Ihr Glauben an die Liebe hingegen ist erschüttert. Doch genau diese Tatsache wird in diesem Buch auf die Probe gestellt.

Daniel hingegen ist der gute Junge, der gute Sohn, bereit für das Medizinstudium, das seine Eltern sich schon immer für ihn gewünscht haben. Sie projizieren ihre hohen Erwartungen alleine auf ihn, da sein älterer Bruder diese nicht halten konnte. Aber ihr Traum ist leider nicht seiner. Er ist ein Poet, ein Träumer, möchte lieber schreiben. Doch er schafft es einfach nicht, seine Eltern zu enttäuschen und gibt immer wieder nach. Seine Reise führt ihn zur Unabhängigkeit, weg von seinen Eltern, wobei Natasha ihm stark hilft. Durch sie erkennt er endlich, was ihm in seinem Leben fehlt und wohin er gerne gehen möchte. Sehr spannend war auch das angespannte Verhältnis zu seinem Bruder, das von Neid und Eifersucht geprägt ist. Die beiden gerieten auch in dieser Geschichte immer wieder aneinander.

Die beiden zusammen haben gut harmoniert, auch wenn bei mir der letzte Funken nicht übergesprungen ist. Sie waren süss, man merkte aber besonders in deren Liebesgeschichte, dass das Buch Young Adult zugeordnet werden kann. Es gab lustige Momente und auch tiefgreifende Gespräche, ich hätte mir aber noch mehr Emotionen gewünscht. Es war für mich schwer, nachzuvollziehen, wie intensiv eine Verbindung nach wenigen Stunden schon sein kann und das hinderte mich daran, mich vollkommen auf die beiden einlassen zu können. 

Was die beiden Protagonisten verband, war das Finden ihrer eigenen Identität und der Umgang mit ihrer Herkunft, ihren Wurzeln und der Nationalität, der sie angehören. Beide sagen von sich selbst, dass sie Amerikaner sind, werden aber von ihrem Umfeld anders gesehen. Von Amerikanern hören sie, dass sie nicht amerikanisch genug sind, für ihre Familie, für Koreaner und Jamaikaner sind sie aber zu amerikanisch. Sie befinden sich in einer verzwickten Situation und müssen für sich herausfinden, wo sie hingehören und was sie persönlich ausmacht.

Die Spannung war während des gesamten Buches ziemlich hoch. Wie oben schon erwähnt, fand ich zwar die einzelnen Schicksale spannender als die Liebesgeschichte an sich, blieb aber immer am Ball, da die Geschichte immer wieder unterbrochen und ergänzt wurde. Das Buch hat mich auch mit dem Ende überrascht. Ich habe nicht damit gerechnet und fand es spannend, welches Ende die Autorin ausgewählt hat. Ich bin aber kein grosser Fan von solchen Enden und hätte mir da etwas gewünscht, das weniger offen ist. 

Insgesamt war The sun is also a star ein packendes Buch, das viele Jugendthemen spannend aufgegriffen und erzählt hat. Es wurden wichtige Themen besprochen und ich wurde mit Aspekten konfrontiert, von denen ich bisher nur wenig gelesen habe. Darin sehe ich auch den grossen Pluspunkt des Buches. Etwas schwächer war die Liebesgeschichte, die etwas an fehlender Tiefe gelitten hat. Dennoch hat mich das Buch gepackt und ich vergebe gute 4 von 5 Sternen.

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