Die Alpen sind hier mehr als nur Hintergrund – sie sind Charakter. Ob Nebel über den Gipfeln, der Blick durchs Kameraobjektiv oder die gefährlichen Einsätze der Bergrettung: Die Natur ist spürbar. Man riecht förmlich die kalte Bergluft und hört den Schnee unter den Schuhen knirschen. Und mittendrin: ein kleiner Hund namens Coop, der sich ganz still ins Herz schleicht. Die Szenen mit der Bergwacht, die Gruppendynamik, das Zueinanderstehen in Extremsituationen – all das verleiht dem Roman eine zusätzliche emotionale Tiefe, die weit über die Liebesgeschichte hinausgeht. Auch die Nebenfiguren sind lebendig und facettenreich. Einige mochte man sofort, bei anderen wollte man einfach nur den Kopf schütteln – aber langweilig war keine einzige Begegnung. Besonders schön ist die wiederkehrende Bildsprache durch Vics Fotografie. Das Spiel mit Licht, Momenten und Perspektiven gibt dem Roman eine stille künstlerische Note, die ihn besonders macht. Man hätte sich an manchen Stellen sogar noch mehr Einblicke in ihren Beruf und ihre Motivation gewünscht – hier blieb es etwas vage. Kritisch anzumerken ist der eher zögerliche Einstieg. Es dauert eine Weile, bis die Geschichte wirklich an Fahrt aufnimmt – und einzelne Szenen wirkten etwas langatmig. Auch die Auflösung der Vergangenheit kam emotional nicht ganz so wuchtig rüber, wie sie es hätte tun können.
Vic kehrt als Fotografin in ihre Heimat zurück – nicht freiwillig, aber professionell. Die Bergwacht soll sie für ein Projekt begleiten, doch ausgerechnet Samu, ihre erste grosse (und schmerzhaft unerwiderte) Liebe, arbeitet dort. Ihre gemeinsame Geschichte ist komplex und kommt nur nach und nach ans Licht – durch Rückblicke und kleine Andeutungen, die Spannung erzeugen, ohne alles gleich zu verraten. Besonders gelungen ist der Slow Burn zwischen den beiden. Die Dynamik stimmt, die Anziehung ist da – und auch wenn die anfängliche Wut etwas überzeichnet wirkt, entwickelt sich eine glaubwürdige, emotionale Bindung, die nie kitschig wirkt, sondern unter der Oberfläche brodelt. Die Dialoge zwischen Vic und Samu sind pointiert, manchmal rau, manchmal sanft – immer aber echt.
A Mountain Between Us ist ein gefühlvoller Debütroman mit einem echten Herz für Natur, Tiere und zweite Chancen. Nicht jede Wendung sitzt perfekt, aber die Wärme, die aus den Zeilen spricht, macht das wieder wett. Eine Geschichte, die sich langsam entfaltet, aber mit ganz viel Herzschlag, Schnee und Sehnsucht punktet.
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